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Beitrag Sächsische Zeitung zum Brandschutzbedarfsplan

Wie Oybin die Feu­er­wehr mo­der­ni­sieren will

Der Ort braucht ein Tan­k­lösch­fahr­zeug. Das steht im Brand­schutz­be­darfs­plan, in den der Wehr­leiter große Hoff­nungen setzt.

 
Oy­bins Ge­mein­de­wehr­leiter Wolf­gang Rücker steht mit dem Brand­schutz­be­darfs­plan am Ein­satz­fahr­zeug, im Hin­ter­grund der Hoch­wald. Die Berge und der Ge­birgs­wald spielen bei der Ar­beit der Feu­er­wehr in Oybin und Lücken­dorf eine große Rolle.

Die Frei­wil­lige Feu­er­wehr von Oybin braucht ein Tan­k­lösch­fahr­zeug. Davon ist Wolf­gang Rücker über­zeugt. Und das wird ihm als Ge­mein­de­wehr­leiter der Frei­wil­ligen Feu­er­wehr in Oybin und Lücken­dorf auch im Brand­schutz­be­darfs­plan be­stä­tigt, die nun für die Ge­birgs­orte vor­liegt. Die Ge­mein­deräte haben den Plan be­schlossen, da die Ge­meinde für die Ge­währ­leis­tung des Brand­schutzes ver­ant­wort­lich ist. Bisher hatte Oybin nur einen 2007 vom frü­heren Wehr­leiter er­stellten Brand­schutz­be­darfs­plan – der aber nicht den ge­setz­li­chen Vor­gaben ent­sprach. Darum trägt der von einer Fach­firma er­ar­bei­tete neue Plan auch den Zu­satz „1. Auf­lage“. Die SZ hat sich diesen an­ge­sehen.

 Welche Pro­bleme be­nennt der Plan für die Ar­beit der Oy­biner Feu­er­wehr?

Geht es rein nach der Aus­stat­tung, gibt es bei beiden Wehren in Oybin und Lücken­dorf kaum Pro­bleme. „Die sind beide gut aus­ge­stat­tet“, sagt Wolf­gang Rücker. Klei­nere For­de­rungen auf­grund neuer Be­stim­mungen ließen sich schnell um­setzen. Doch der Plan be­nennt auch die wunden Punkte der Feu­er­wehr. Einer davon ist: „Wir brau­chen ein ge­län­de­fä­higes Tan­k­lösch­fahr­zeug“, sagt Wolf­gang Rücker. Zum einen, weil das nächste Fahr­zeug dieser Art in Jons­dorf steht, wo laut Rücker aber die Ta­ges­ein­satz­be­reit­schaft nicht ge­währ­leistet ist. Vor allem je­doch, weil Oybin ein sol­ches Fahr­zeug auf­grund des spe­zi­ellen Ein­satz­ge­bietes be­nö­tigt. „70 Pro­zent des Ein­satz­ge­bietes un­serer Feu­er­wehr sind be­waldet und Ge­birge“, sagt Rücker. Auch die Was­ser­ver­sor­gung in einem Brand­fall ist laut Brand­schutz­be­darfs­plan man­gel­haft. So sei zum Bei­spiel in Oybin und Lücken­dorf eine Was­se­rent­nahme aus Hy­dranten kaum mög­lich, weil der Was­ser­druck zu ge­ring ist. Da­neben be­reiten Rücker auch die Berg­bauden Sorgen, weil es dort keine Wass­er­zis­ternen gibt, auf die die Feu­er­wehr zu­rück­greifen kann. Ein Tan­k­lösch­fahr­zeug mit einem Was­ser­re­ser­voir von 4 000 Li­tern könnte da bei einem Er­st­an­griff sehr helfen, sagt Rücker.

 Woher soll das Geld für das neue Tan­k­lösch­fahr­zeug kommen?

Das Geld dafür müsste von der Ge­meinde sowie aus För­der­töpfen kommen. Und das kann ei­nige Jahre dauern, weiß Rücker. Im Brand­schutz­be­darfs­plan findet sich sogar der Hin­weis, für die Fi­nan­zie­rung des Tan­k­lösch­fahr­zeugs den Kon­takt zur Stadt Zittau zu su­chen. Im­merhin ge­hören ihr der Wald und die Berg­bauden. „Bei der Be­schaf­fung kann es mög­lich werden, dass die Be­sitzer der zu schüt­zenden Flur­stücke (meist die Stadt Zittau) eine Art Un­ter­stüt­zung bei­tra­gen“, heißt es in dem Be­darfs­plan. Wolf­gang Rücker würde das be­grüßen – ebenso wie klare Auf­lagen der Stadt als Ei­gen­tümer in Sa­chen Brand­schutz an die Bau­den­be­treiber.

 Welche Pro­bleme gibt es bei der Oy­biner Feu­er­wehr noch?

Ein wei­teres Pro­blem der Feu­er­wehr ist die per­so­nelle Lage. „Wir können die Ta­ges­be­reit­schaft nicht voll ab­si­chern“, sagt Rücker. Ge­braucht würden neun Ka­me­raden, zu­sam­men­be­kommen würde er nur vier oder fünf. „Das ist ge­rade mal die mi­ni­male Be­set­zung“, er­klärt der Wehr­leiter. Da­neben gibt es in der Ge­meinde meh­rere Ge­biete, die nicht in der vor­ge­schrie­benen Aus­rücke­zeit er­reicht werden können. Und dann müsse – ab­ge­se­hene von der Not­wen­dig­keit für ein neues Tan­k­lösch­fahr­zeug – auch das der­zei­tige Lösch­fahr­zeug der Oy­biner Wehr er­setzt werden. „Das stammt aus dem Jahr 1996 und ist das äl­teste im ge­samten Ge­birge“, sagt Wolf­gang Rücker. Laut Be­darfs­plan ist das Fahr­zeug aber nach 20 Jahren zu er­setzen.

 Wel­ches Ziel ver­folgt Oybin mit dem neuen Brand­schutz­be­darfs­plan?

Ziel ist laut Rücker die Ver­bes­se­rung des Brand­schutzes und der Ein­satz­be­reit­schaft der Feu­er­wehr in der Ge­meinde. In dem Plan werden unter an­derem die Vor­aus­set­zungen und Rah­men­be­din­gungen des Ein­satzes der Feu­er­wehr er­fasst. Au­ßerdem ist fest­ge­halten, was die Wehr be­nö­tigt, um leis­tungs­fähig zu bleiben. Der Plan soll aber auch den Bür­gern nach­voll­ziehbar er­klären, warum die Mittel für die Feu­er­wehr not­wendig sind.

 Warum hat Oybin den alten Plan nicht ein­fach fort­ge­schrieben?

Brand­schutz­be­darfspläne sind wichtig als Grund­lage für das Feu­er­wehr­wesen in der Ge­meinde und für die Be­an­tra­gung von För­der­mit­teln, sagt Wolf­gang Rücker. Sie müssen aller fünf Jahre fort­ge­schrieben, also ak­tua­li­siert und an neue Be­stim­mungen und Ge­ge­ben­heiten an­ge­passt werden. Das ist mit dem 2007 von der Feu­er­wehr er­stellten Plan nie pas­siert. Bei diesem wäre auch frag­würdig ge­wesen, ob er als ge­setz­liche Grund­lage aner­kannt worden wäre. Darum hat sich der Wehr­leiter dafür ein­ge­setzt, eine ex­terne Fach­firma mit der Er­stel­lung des Brand­schutz­be­darfs­plans zu be­auf­tragten – „schon um dem Vor­wurf zu ent­gehen, die Feu­er­wehr schreibt nur ihre Wün­sche in den Plan“, sagt Wolf­gang Rücker. Eine Firma von au­ßer­halb un­ter­suche die Ge­ge­ben­heiten vor Ort un­ab­hängig und be­trachte wich­tige Kri­te­rien un­vor­ein­ge­nommen, er­klärt der Wehr­leiter.

 Wie kann die Ge­meinde Oy­bindie ge­nannten Pro­bleme lösen?

Wolf­gang Rücker nennt den Brand­schutz­be­darfs­plan einen gol­denen Rahmen für die Ar­beit der Feu­er­wehr. Würden alle Punkte er­füllt, müsste er sich um den Brand­schutz und die Ein­satz­be­reit­schaft der Feu­er­wehr in Oybin kaum sorgen. Doch noch steht im Plan: „Mit dem der­zei­tigen Er­rei­chungs­grad ist die Ge­mein­de­feu­er­wehr Oybin als nicht leis­tungs­fähig ein­zu­schätzen.“ Darum freut sich Rücker, dass der Plan nun vor­liegt und für alle er­sicht­lich die Pro­bleme be­nennt. Zwar wird für die Be­sei­ti­gung der Pro­bleme Geld be­nö­tigt, aber Rücker weiß die Mehr­heit der Ge­mein­deräte hinter sich. „In den ver­gan­genen 26 Jahren ist in Oybin für die Feu­er­wehr viel pas­siert. Doch vieles muss auch noch getan werden, denn die Feu­er­wehr ist eine Pflicht­auf­gabe der Ge­meinde.“

Der Ge­mein­derat je­den­falls hat die Ar­beit be­reits auf­ge­nommen. So wurde vor Kurzem eine Grund­schutz­ana­lyse in Auf­trag ge­geben, bei der unter an­derem die Be­reit­stel­lung mit Lösch­wasser in allen drei Orts­teilen un­ter­sucht wird. Und auch die Feu­er­wehr selbst muss helfen, die Pro­bleme zu be­sei­tigen – unter an­derem mit der Wer­bung neuer Mit­glieder.

Quelle: Säsch­si­sche Zei­tung vom 22.06.2016